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Musikfest Bremen – Wiener Klassik trifft Romantik

Musikfest Bremen 2015

Ihr wisst es ja sicher: Mozart und ich wir sind so <3, sind best friends. Ever. Besuchen uns  äußerst gerne, äußerst oft, äußerst herzlich. Zumeist bei mir im heimischen Wohnzimmer zu Tee oder Kuchen oder Wein – aber mitunter natürlich auch persönlich im Konzertsaal. Genau wie am Samstag: Hier in Bremen und anlässlich des alljährlichen Bremer Musikfestes*.

Diesmal außerdem anwesend: Der Herr Chopin. Denn die beiden Herrschaften Chopin und Mozart teilten sich sozusagen das Samstagabend-Programm: „Wiener Klassik trifft Romantik“. Prime Time. Freilich. Und Ausverkauft.

Unter der musikalischen Leitung von Trevor Pinnock eröffnete die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen den Abend mit der Ouvertüre zu Mozarts Oper „La clemenza di Tito“. Anno dazumal (genauer gesagt 1791) erstmals in Prag uraufgeführt: Anlässlich der Krönung Kaiser Leopolds II.  – mit der Werknummer KV 621.

Nun. Und für den Fall, dass ihr bei der nächsten sich bietenden Konzertpause ein wenig umher prunken möchtet – nun noch ein paar Details:

Mozart selbst hat nicht in seinen Werken umhernummeriert. Das lag ihm ganz offenkundig, ganz einfach nicht. Diese Aufgabe erledigte etwa 100 Jahre nach seinem Tod der gute Herr Köchel. Und brachte Ordnung hinein: Nummerierte recht einfach, recht stoisch, recht chronologisch. Einfach durch. Und galt ab eben da als DAS Mozart-Verzeichnis schlechthin. 1937 wurde es noch ein wenig renoviert: Hier und dort ein bisserl korrigiert, glattgeschliffen und frisch durchgewischt – von keinem Geringeren als Albert Einstein höchstselbst. In den 80ern folgte eine weitere Auflage von weiteren Herren mit weiteren Umbauten:

Insgesamt gibt es nun also in eben jenem durchsanierten Köchelverzeichnis exakt 626 Werke von dem Herrn Mozart. Das macht im Übrigen: Bei ca. 27 Jahren Schaffenszeit 23 Werke pro Jahr. Also im Schnitt rund 2 im Monat – darunter mehrstündige Opern und großangelegte Orchesterwerke.

Die Oper „La clemenza di Tito“ ist also mit der No. KV 621 recht spät einzuordnen: Sie wurde genau genommen nur drei Monate vor Mozarts Tod uraufgeführt – es folgten nur noch fünf weitere Werke. Sein letztes, sein berühmtes Requiem, blieb unvollendet. Im Dezember 1791 verstarb Mozart durchaus plötzlich an „hitzigem Fieselfieber“.

Die tatsächliche Todesursache ist bis heute ungeklärt. Mozart selbst äußerte kurz vor seinem Tod, dass er glaube vergiftet worden zu sein: Seither ranken die Mythen einmal quer hindurch durch diverse Freimaurerlogen, bis hinüber zur Syphilis und den Streptokokken – und sogar noch weiter hinaus: z.B. zu den Hofdemels. Frau Hofdemel war eine von Mozarts Schülerinnen, Herr Hofdemel ein langjähriger Logenkollege. Und in eben jenem Hause Hofdemel spielte sich nur wenige Tage nach Mozarts Tod ein fürchterliches Familiendrama ab: Herr Hofdemel verletzte seine schwangere Frau schwer, fast tödlich, entstellte für alle Zeiten ihr Gesicht und begang anschließend Selbstmord. Ein Stoff, der in der Wiener Schickeria selbstredend für jede Menge Gemunkel sorgte.

Eine andere – weitaus bekanntere, jedoch auch weitaus unwahrscheinlichere – Version vom Tode Mozarts verstrickt seinen Musiker Kollegen Salieri in dessen Tod; und lässt den armen Mann äußerst dumm dastehen. Als Bösewicht mit Hang zum Wahn. Als Depp der Geschichte – ohne eigenes Zutun. Denn er war ein ganz wundervoller Musiker. Hört einfach mal rein!

Musikfest Bremen Chopin

Nach diesem Bremer Konzert-Auftakt legte nun der Herr Chopin mit seinem Klavierkonzert No. 2 in f-Moll nach (hier ein Ausschnitt aus Amsterdam). Gespielt von Maria João Pires. Ihr Spiel ist sehr weich, fließend, irgendwie nahtlos und höchst emotional – ohne dabei pompös in den Kitsch zu entdriften. Sie spielt die Musik in ihrer puren Schönheit – frei von Angst vor fehlender Untermalung. Eben ganz ohne fehlgeplatzte Dramatik. Sie spielt als lege sie ihr ganzes Sein allein in die Kraft der Noten.

Wennauch das Werk an und für sich vermutlich mit verschwenderisch glühenden Wangen geschrieben worden ist: Denn der 19-jährige Chopin komponierte damals im Eifer: Zu der Sängerin Konstancja Gladkowska. Sie war seine Muse – und vielleicht mehr. Was jedoch genau die beiden verband ist weitestgehend ungeklärt. Klar ist nur: Als der junge Chopin kurz nach der Uraufführung seine Heimat Polen für immer verließ, begleiteten ihn auf seiner Reise einige Andenken an die Sängerin.

Musikfest bremen Mozart

Nach Chopin folgte nun erstmal eine Pause. Eine mit Rotwein und Brezel. Eine, wie ich finde, stets sehr sportliche Angelegenheit hier in den deutschen Konzertsälen. Denn man bedenke: Bei einer Pausenlänge von rund 20 Minuten, abzüglich Schlange stehen – sind 0,2l Rotwein eine doch recht ernstzunehmende Herausforderung. Eine, die die nun folgende Jupiter Sinfonie durchaus noch sphärischer klingen ließ.

Jene welche Sinfonie ist Mozarts letzte gewesen: Ihr wird nachgesagt, sie sei eine Art Krönung. Eine logische Konsequenz seines Genies. Ein Gipfel-Zitat an sich selbst. Sie entstand rund 3 Jahre vor seinem Tod. Den klangschönen Namen „Jupiter Sinfonie“ bekam sie allerdings erst im Laufe ihrer Aufführungsgeschichte: Man munkelt sie wurde so genannt, weil sie die ihr innewohnende göttliche Perfektion unterstreicht.

Musikfest Bremen Jupitersinfonie

*Kurzum: Es war ein toller Abend in der Bremer Glocke! Der Herr S. und ich möchten uns in aller Herzlichkeit für die Pressekarten im Rahmen der Veranstaltung bedanken. <3

Noch mehr Berichte zum Musikfest findet ihr bei:
Katharazzi – Eine kleine NachtmusikBlumenbriga – Musikfest Bremen
Ich mags – Bruckners Achte
noapathyallowed – Klavierabend

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